Missverständnis

Es sei mir ein Vergnügen, antwortete ich und schritt sofort zur Tat. Emsig erfüllte ich ihren Wunsch, zum ersten Mal mit eigener Freude. Doch bald schon merkte ich, dass ihre befehlsgewohnte Stimme diesmal nicht den Imperativ hinausgeschrien hatte, als sie rief: ”Du kotzt mich an!”

Zwei Seiten

Er betrachtete seine Mitmenschen gern von hinten. Viele, die ihm von vorn allenfalls mäßig attraktiv erschienen, waren von der anderen Seite doch ganz nett anzuschauen. Doch irgendwann ging ihm auf, es könne anderen mit ihm ganz genauso gehen. Da er nun bestenfalls in der Lage war, seine Vorderseite einzuschätzen, und er mit dem Ergebnis durchaus nicht zufrieden war, begann er zu hoffen, wenigstens mit seiner Kehrseite punkten zu können.

Je mehr er aber darüber nachdachte, desto neugieriger wurde er. Da er obendrein zu dem Schluss kam, man solle sich immer zuerst von seiner besten Seite zeigen, beschloss er zu handeln.

Mit einiger Gewalt drehte er sich den Kopf zurecht und besah sich seine neue Vorderseite. Überzeugt, er habe sich auf diese Weise verbessert, schritt er in die Welt. Dass von nun an jeder Schritt ein Rückschritt war, blieb ihm lange verborgen.

Keine Zeit

„Ich habe keine Zeit!”, jammerte er und dachte an das Buch, das er nie schreiben würde, da er so viele andere Verpflichtungen hatte, auf der Arbeit und nach Feierabend.

Und so setzte er sich, der Verzweiflung nahe, in den Sessel und wartete mit wenig Freude auf die Sportschau.