Balkon

Abendliches Grab. Alles still. Weit hinten schläft der Wald. Wenn er blinzelt, sieht er seine Kinder. Sie wachsen in der Baumschule. Heimlich. Nicht wahrnehmbar für mich. Wie die Grillen. Es zirpt. Wer weiß schon, woher? Verewigte Spur des abwesenden Traktors. Im wellenlosen Meer aus Korn. Die Wellen sind in die Baumkronen gekrochen. Getrieben vom müden Wind spielen sie mit den Blättern. Kindisch. Die wogenden Höschen. Sie erinnern an die nachmittägliche Mutter, die die Wäscheleinen weckte. Ich denke an ihre runden Formen, freue mich auf die noch kleineren Höschen, die bald schon die Leine schmücken. Kündend vom ewigen Fortgang des Lebens.

5 Antworten zu “Balkon

  1. Hallo, ihr beiden. Erst einmal vielen Dank fürs Lesen.

    Tagsüber spielen dort die Kinder, Mütter hängen die Wäsche auf, es ist etwas los. Als er am Abend auf den Balkon tritt, empfindet er eine Grabesstille. Aus der Entfernung scheint selbst der Wald zu schlafen, was immerhin schon eine Abmilderung darstellt. Mehr und mehr erfassen seine Sinne, dass da doch Leben ist. Schließlich verbinden sich seine Wahrnehmungen mit der Erinnerung und dem Bewusstsein für das Kommende und erwecken für ihn neues Leben.

    Es ist eine individuelle Impression, die sich wandelt. Vom ersten Eindruck zu einem Gesamtbild.

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