Nur so ein Gefühl

Er suchte sein Gefühl. Hatte das Gefühl, es sei ihm verloren gegangen. Er durchwühlte sein Inneres, beginnend beim Kopf. Schob Gedanken beiseite, legte die Vernunft ab, krempelte sein Gedächtnis um. Als er nichts fand, glitt er die Speiseröhre hinab, einen schalen Geschmack im Mund, und landete schließlich im Bauch, wo er einen Moment glaubte, er sei seinem Ziel nähergekommen. Doch das Bauchgefühl trog. So hoffte er, es könne wenigstens von außen an ihn herangetragen werden, schaute links und rechts, blickte nach oben und unten, sah nach vorn und hinten, wurde immer panischer. So panisch, dass er gar nicht bemerkte, wie ihn Angst überkam und Traurigkeit berührte. Noch ehe er sich versah, hatte er jedes Gefühl mit Füßen getreten. So lange, bis es ganz stumpf wurde.

Eine schnelle Nummer

Er saß vor dem Telefon und starrte auf die magischen Ziffern. Ein glücklicher Zufall hatte sie ihm zugespielt. Seine Gedanken träumten, in Bildern, die die Grenzen seines Hoffens weit überschritten. Seine Finger zuckten zurück, als er sie der Tastatur annäherte. Endlich aber wagten sie den großen Schritt. Sorgsam und voller Achtung wählten sie eine Ziffer nach der anderen. Er traute dem Hörer nicht, stellte den Lautsprecher an. Der Freiton fesselte ihn in eine Starre. Eine Starre, die nicht enden wollte. Längst glaubte selbst er sein Rufen vergebens, doch dann …
Er lauschte dem Hallo, sog den Klang ihrer Stimme ein, die nur ihm galt, sonnte sich in einem Moment des Glücks. Doch wollte er ihr keine Sorgen bereiten und antwortete schnell und stotternd. „Falsch verbunden.”
Er trennte die Verbindung, wusste, jedes weitere Wort von ihm hätte diesen Moment nur zerstören können.