Das Kompliment

Heute würde sie … Nein, sie würde nicht. So oft sie es sich auch vornahm, so vergeblich ihr Hoffen auch war, noch nie hatte sie ihm einen Wunsch abgeschlagen. Kein Nein kam über ihre Lippen. Lippen, die sich nach solchen wie den seinen verzehrten.

Sie blickte kaum auf. Der gläserne Tresen der Betriebskantine schützte sie vor der aufgesetzten Freundlichkeit der hungrigen Meute. Aufgesetzt wie sein Lächeln, das seine Verachtung verriet und dem sie dennoch nicht widerstehen konnte.

Schnitzel, Hähnchenkeule, Fischfilet, Veggieburger, …

„Aus Ihren Händen schmeckt es immer besonders gut!“
Sie schaute auf. Schaute ein Gegenüber, das die Augen senkte, erschrocken ob des eigenen Mutes. Sie betrachtete ihre Hände, die doch gar nicht mit dem Essen in Berührung kamen. Sie lächelte. „Ich danke Ihnen!“

Diesmal war sie vorbereitet!
„Würdest du …“
„Nein, ich würde nicht! Mach deinen Scheiß selbst!“

Eine schnelle Nummer

Er saß vor dem Telefon und starrte auf die magischen Ziffern. Ein glücklicher Zufall hatte sie ihm zugespielt. Seine Gedanken träumten, in Bildern, die die Grenzen seines Hoffens weit überschritten. Seine Finger zuckten zurück, als er sie der Tastatur annäherte. Endlich aber wagten sie den großen Schritt. Sorgsam und voller Achtung wählten sie eine Ziffer nach der anderen. Er traute dem Hörer nicht, stellte den Lautsprecher an. Der Freiton fesselte ihn in eine Starre. Eine Starre, die nicht enden wollte. Längst glaubte selbst er sein Rufen vergebens, doch dann …
Er lauschte dem Hallo, sog den Klang ihrer Stimme ein, die nur ihm galt, sonnte sich in einem Moment des Glücks. Doch wollte er ihr keine Sorgen bereiten und antwortete schnell und stotternd. „Falsch verbunden.”
Er trennte die Verbindung, wusste, jedes weitere Wort von ihm hätte diesen Moment nur zerstören können.