Das Kompliment

Heute würde sie … Nein, sie würde nicht. So oft sie es sich auch vornahm, so vergeblich ihr Hoffen auch war, noch nie hatte sie ihm einen Wunsch abgeschlagen. Kein Nein kam über ihre Lippen. Lippen, die sich nach solchen wie den seinen verzehrten.

Sie blickte kaum auf. Der gläserne Tresen der Betriebskantine schützte sie vor der aufgesetzten Freundlichkeit der hungrigen Meute. Aufgesetzt wie sein Lächeln, das seine Verachtung verriet und dem sie dennoch nicht widerstehen konnte.

Schnitzel, Hähnchenkeule, Fischfilet, Veggieburger, …

„Aus Ihren Händen schmeckt es immer besonders gut!“
Sie schaute auf. Schaute ein Gegenüber, das die Augen senkte, erschrocken ob des eigenen Mutes. Sie betrachtete ihre Hände, die doch gar nicht mit dem Essen in Berührung kamen. Sie lächelte. „Ich danke Ihnen!“

Diesmal war sie vorbereitet!
„Würdest du …“
„Nein, ich würde nicht! Mach deinen Scheiß selbst!“

Lauschen

Sie lag im Bett und lauschte, denn für einen winzigen Moment hatte sie geglaubt, ihn zu hören, als er ihr ins Ohr schnarchte. Lächelnd träumte sie sich in den Schlaf. Doch am Morgen, mit der Zeitung am Frühstückstisch, war er wieder nur der andere.