Ein Schritt zuviel

Als Herr P. vorsichtig einen Schritt zur Seite tat, um das Leben eines armen Frosches zu schützen, ahnte er nicht, dass er mit ebendiesem Schritt das eines Regenwurms für immer auslöschte, der sich gerade auf den Weg in die beste Zeit seines Daseins begeben hatte.

Tagebuch

Habe heute beschlossen, dieses Tagebuch zu beginnen. Habe diese Seite aufgeschlagen und den ganzen Tag darüber nachgedacht, was ich schreiben könnte. Am Abend habe ich den Tag Revue passieren lassen. Nichts los gewesen. Hab nur hier gesessen. Wahrscheinlich ist mein Leben für ein Tagebuch nicht aufregend genug.

Der Ältere und der Jüngere

Ein Mann hatte zwei Söhne. Er liebte sie beide. Der Ältere war ihm wohlgeraten, der Jüngere aber zeigte sich schon früh als Sorgenkind. Als dieser es wieder einmal gar zu sehr getrieben hatte, beschloss der Mann seine sparsame Zeit fortan vor allem für ihn aufzuwenden, wusste er doch, dass der Ältere seiner kaum bedurfte, um sich den Stolz des Vaters zu verdienen.

Viel Aufmerksamkeit schenkte er nun dem anderen, unternahm dies und jenes mit ihm, sprach lange und oft mit ihm über seine Verfehlungen und vergaß auch nicht, ihm den Bruder als Vorbild zu erwähnen. Doch gerade, als er glaubte, sein Tun zeige Wirkung, steckte man den Älteren ins Gefängnis.

Der Jahreswechsler

Er wechselte die Jahre wie die Hosen. Kaum hatte er sich an das neue Jahr gewöhnt, war es schon wieder so weit, sich von ihm zu verabschieden. Ihm blieb nicht einmal die Zeit für gute Vorsätze.

Als er dann eines Tages wieder an den wenigen Neujahrsgrüßen saß, die er jedes Jahr verschickte, und überlegte, welche Jahreszahl denn nun auf die Karten zu schreiben sei, wurde ihm klar, dass sein Leben an ihm vorbeizog. Daher fasste er einen Entschluss.

Er schrieb einen Gruß weniger und notierte stattdessen auf einem Zettel, den er sich an die Wohnungstür heftete, um ihn täglich vor Augen zu haben, er wolle das übernächste Jahr genießen. Das kommende schien ihm zu kurzfristig. Und doch streckte es sich, allein der Vorfreude wegen.

Keine Zeit

„Ich habe keine Zeit!”, jammerte er und dachte an das Buch, das er nie schreiben würde, da er so viele andere Verpflichtungen hatte, auf der Arbeit und nach Feierabend.

Und so setzte er sich, der Verzweiflung nahe, in den Sessel und wartete mit wenig Freude auf die Sportschau.